Megatrend: Verteiltes Identitätsmanagement
Die digitale Transformation verändert nicht nur Geschäftsmodelle, sondern auch den Umgang mit digitalen Identitäten. Unternehmen verwalten längst nicht mehr nur ihre internen Mitarbeiter, sondern auch Partner, Kunden, Lieferanten, externe Fachkräfte, Geräte und Rollen. Diese Identitäten entstehen in unterschiedlichen Systemen, verteilt über Abteilungen, Standorte und Unternehmensgrenzen hinweg.
In diesem Artikel erläutern wir, warum wir das verteilte Identitätsmanagement als einen Megatrend betrachten, inwiefern sich „verteilte Identitäten“ und „verteiltes Identitätsmanagement“ abgrenzen und wie es in der Praxis eingesetzt wird.
Index
Identität im Wandel der Zeit
Zunahme der verteilten Identitäten
Längst müssen sich Unternehmen nicht mehr nur mit ihren eigenen Mitarbeitern befassen. Die Zahl der Identitäten innerhalb eines Unternehmens und außerhalb der Unternehmensgrenzen nimmt exponentiell zu – ein Effekt der fortschreitenden Digitalisierung und ein unumkehrbarer Trend, der alle betrifft.

Unternehmen sehen sich mit einer exponentiell wachsenden Zahl an Identitäten konfrontiert, sowohl innerhalb als auch außerhalb der Unternehmensgrenzen.
Hier ist kluger Rat teuer, wie Unternehmen mit dieser Vielzahl an Identitäten umgehen können. Wie lässt sich der Überblick bewahren? Und wie kann aus der Menge an vorhandenen Identitäten ein echter Mehrwert generiert werden?
Schon die Definition des Begriffs „Identität“ sorgt für unterschiedliche Auffassungen. Versteht man darunter technische Accounts oder steht dahinter ein realer Mensch?
Was ist überhaupt eine digitale Identität
Bevor wir tiefer ins Thema einsteigen, lohnt sich ein kurzer Blick auf die grundlegende Frage: Was verstehen wir unter einer digitalen Identität?
Grundsätzlich bezeichnet eine Identität eine eindeutig identifizierbare Einheit (Entität), die systemisch erfasst und verwaltet wird. Das kann eine natürliche Person sein – z. B. ein Mitarbeiter –, aber auch eine Organisation oder ein technisches Konto. Einen Drucker würde man zwar als Entität einstufen, aber in der Regel nicht als Identität im engeren Sinne.
Im engeren Verständnis ist eine digitale Identität der „digitale Zwilling“, also das Abbild einer realen Person in der digitalen Welt.
? 1:1, also ein Mensch = ein digitale Identität
- Sie bündelt Informationen wie Benutzerkonten, Rollen, Rechte und Attribute über verschiedene Systeme hinweg – etwa für E-Mail, ERP, Microsoft 365 oder weitere Anwendungen.
- Häufig steht dabei ein zentrales Konto im Vordergrund, wie der AD-Account oder – bei cloudbasierten Umgebungen – Microsoft Entra ID. Dieses Primärkonto dient dann als Basis für Zugriffe und Berechtigungen in anderen Systemen.
Allerdings ist das Thema vielschichtiger. Digitale Identitäten können auch umfassen:
- Externe Benutzer wie Gäste oder Partner, die temporären Zugriff auf Systeme haben,
- Administrator-Konten, die meist getrennt von regulären Benutzerkonten verwaltet und besonders geschützt werden (z. B. über MFA, Logging oder zeitliche Einschränkungen),
- Service- und technische Konten, die etwa für Dienste, Anwendungen oder Bots verwendet werden – oft ohne direkte Zuordnung zu einer Person,
- Gruppen- oder Rollenidentitäten, die mehrere Benutzer zu einem logischen Rechte-Konstrukt zusammenfassen (z. B. AD-Gruppen),
- und nicht zuletzt Organisationen oder Unternehmen selbst, die als eigene Entitäten mit digitalen Identitäten auftreten können (z. B. im Rahmen von föderiertem Identitätsmanagement).
?Kurz zusammengefasst: Was genau als digitale Identität betrachtet wird, muss jedes Unternehmen für sich definieren. Dies gilt insbesondere für PIM Accounts, also Admin-Konten.
Warum die Abkehr von der zentralen Verwaltung?
Seit einigen Jahren zeichnet sich ein klarer Trend ab: die Abkehr von klassischen, zentralistischen Identity and Access Management (IAM) Systemen. Zentrale IAM-Systeme scheitern häufig an der Integration heterogener Verzeichnisse und Anwendungen. Active Directory, Entra ID, SAP SuccessFactors, CRM-Systeme und spezialisierte Branchenlösungen pflegen eigene Identitätslogiken.
? Ein übergreifender Single Point of Truth erweist sich als kaum realisierbar.
Der Versuch, alle Identitäten zentral zu konsolidieren, führt zu
- aufwändigen Migrationsprojekten,
- hohen Betriebskosten und
- langwierigen Change-Management-Prozessen.
Hinzu kommen Sicherheitsrisiken durch inkonsistente Gruppenmitgliedschaften, veraltete Berechtigungen und fehlende Sichtbarkeit über externe Zugänge. Selbst einfache Aufgaben wie Passwortänderungen oder Abwesenheitsvertretungen überfordern schnell klassische Helpdesks.
Verteiltes Identitätsmanagement: Ein Paradigmenwechsel
„Verteilte Identitäten“ und „verteiltes Identitätsmanagement“ stehen für unterschiedliche Ebenen.
? Verteilte Identitäten beschreiben die technische Realität multipler Quellen und Identitätsformen.
? Verteiltes Identitätsmanagement steht für den organisatorischen Paradigmenwechsel:
- Identitätsprozesse werden in die Fachabteilungen verlagert,
- die IT wird entlastet,
- zentrale Kontrollinstanzen behalten dennoch die Übersicht.
Verteiltes Identitätsmanagement macht sich die verteilte Datenlage zunutze und orchestriert Identitäten über bestehende Systeme hinweg. Statt Daten zu zentralisieren, werden sie über standardisierte Schnittstellen zugänglich gemacht. Identitäten werden dort gepflegt, wo sie entstehen, mit voller Transparenz und Kontrolle im Backend.
Dabei begleitet verteiltes Identitätsmanagement digitale Identitäten über ihren gesamten Lebenszyklus hinweg: vom Eintritt über Rollenwechsel, interne Versetzungen, Abwesenheiten bis hin zum Austritt.
Wie die my-IAM platform Identitäten nutzbar macht
Verteiltes Identitätsmanagement mit my-IAM
Mit der my-IAM platform der FirstAttribute steht eine native SaaS-Lösung bereit, die diese neue Logik unterstützt. Sie agiert als Middleware zwischen Verzeichnissen, Fachanwendungen und Benutzeroberflächen. Der Zugriff auf Identitäten erfolgt über RealIdentity, Gruppenverwaltung übernimmt RealGroup.
my-IAM verarbeitet sämtliche Statusänderungen automatisiert. Die Plattform erkennt relevante Ereignisse und synchronisiert sie in Echtzeit über alle verbundenen Systeme. Damit wird der vollständige User Lifecycle lückenlos abgebildet, ohne dass zentrale Schnittstellen überlastet oder manuelle Korrekturen erforderlich werden.
RealIdentity führt Identitätsdaten in Echtzeit zusammen
RealIdentity führt Identitäts- und Kontaktdaten aus verschiedensten Quellsystemen in Echtzeit zusammen – darunter Active Directory, Entra ID, SuccessFactors, CRM und ERP-Systeme. Eine intelligente Matching-Logik sorgt dafür, dass Namensdopplungen, abweichende Schreibweisen und Mehrfachidentitäten korrekt zugeordnet werden. Priorisierung und Merging lösen Konflikte automatisch auf.
Die Anwendung verarbeitet beliebige Objekttypen, Menschen, Räume, Standorte, Fahrzeuge und synchronisiert Änderungen automatisch über RealTalk-Technologie mit Outlook, Teams, HR-Systemen oder Low-Code-Anwendungen. Mitarbeiterprofile, Berechtigungen oder Kontaktdaten aktualisieren sich ohne Eingriff der IT.
Ein Praxisfall: Ein Unternehmen ersetzt ein altes Notes-Verzeichnis durch eine Mendix-App. Die relevanten Identitätsdaten liegen verteilt in Entra, AD, einem HR-System und dem CRM. RealIdentity erstellt eine zentrale Sicht, ohne die Ursprungssysteme zu verändern. Die Anwendung greift per API auf strukturierte, durchsuchbare Daten zu. Smart Search, Rollenfilter und dezentrale Schreibrechte verbessern dabei die Nutzererfahrung deutlich.
Lesen Sie diesen Anwendungsfall: Verschiedene Identitätsdaten für Mendix-Anwendung nutzen
RealIdentity ist also kein klassisches IAM-System. Die Lösung verzichtet auf eigene Authentifizierung, integriert sich in Kundensysteme und lässt sich flexibel skalieren. Sie unterstützt Headless-Zugriffe und ergänzt bestehende IAM-Prozesse, ohne diese zu ersetzen. Die my-IAM platform nutzt, was bereits vorhanden ist, und bietet einen Einstiegspunkt genau dort, wo Handlungsbedarf besteht.
RealGroup konsolidiert Gruppen
RealGroup aggregiert Gruppeninformationen aus AD, Entra ID, IAM-Systemen, CMS und Fachapplikationen. Dubletten werden entfernt, redundante Einträge bereinigt, Mitgliedschaften synchronisiert. Die Gruppenlogik bleibt dabei flexibel: IT verwaltet technische Gruppen, HR steuert organisatorische Einheiten, Fachbereiche pflegen eigene Projektgruppen.
Ein Beispiel: Die Marketingabteilung benötigt vier differenzierte SharePoint-Zugriffsrollen. RealGroup extrahiert Mitglieder aus Entra ID, erstellt Zielgruppen und hält sie synchron. Alle Änderungen erfolgen automatisiert. Über das IDM-Portal verwalten Admins AD- und Entra-Gruppen zentral. Gleichzeitig können Fachverantwortliche Rollen delegiert pflegen.
RealGroup liefert Gruppeninformationen auch an SaaS-Dienste wie Salesforce, Microsoft 365, Google Workspace, CMS, interne Anwendungen oder Sicherheitsinfrastrukturen.
Die passenden Lösungen im Frontend
Ein zentrales Element der my-IAM Plattform ist das IDM-Portal, eine IAM-Lösung der FirstAttribute. Es verbindet eine intuitive Benutzeroberfläche mit umfassender Prozesssteuerung.
Im IDM-Portal findet das verteilte Identitätsmanagement eine praktische Anwendung:
- Mitarbeiter ändern Kontaktdaten, Profilfotos oder Passwörter eigenständig.
- Genehmigungsprozesse, etwa beim Passwort-Reset, lassen sich einfach hinterlegen.
- Abteilungsleiter pflegen Vertretungsregelungen bei Abwesenheiten direkt im Portal.
Alle Aktionen werden protokolliert und rollenbasiert nachvollziehbar gemacht. Die IT bleibt immer in Kontrolle, delegiert jedoch operative Aufgaben gezielt an Fachbereiche.

Im IDM-Portal ist es möglich, verschiedene Directorys und Datenbanken über eine Oberfläche zu verwalten.
Mit einer weiteren Anwendung, PeopleConnect, bietet die FirstAttribute eine in Microsoft Teams integrierte App, die alle Identitäten und Gruppen als globales Identitätsverzeichnis zugänglich macht.
Anwender finden Kollegen, Zuständigkeiten, Fachbereiche oder Teams über kontextbezogene Suchvorschläge. Sie starten direkt aus der App heraus Chats, Besprechungen oder nutzen Gruppen als Verteilerlisten. Im Hintergrund sorgen RealIdentity und RealGroup für stets aktuelle Daten und filtern Informationen nutzerabhängig nach Rollen oder Standort.

my-IAM PeopleConnect zeigt Identitäten aus verschiedenen Quellsystemen.
Zusammenfassung
Die Digitalisierung stellt Unternehmen vor eine Reihe von Herausforderungen. Das Tempo moderner Arbeitswelten lässt keine Zeit für starre Prozesse oder veraltete Methoden. Es braucht einen neuen, flexiblen Ansatz für den Umgang mit verteilten Identitäten. Unternehmen stehen vor der Aufgabe, Identitäten effizient zu verwalten können, ohne dabei den Überblick darüber zu verlieren: Wer hat wo Zugriff – und warum?
Verteiltes Identitätsmanagement schafft Ordnung in diese komplexe Landschaft. Es setzt nicht auf Zentralisierung, sondern auf die intelligente Orchestrierung verteilter Identiäten über bestehende Systeme hinweg.
Ein wesentliches Prinzip der my-IAM Plattform lautet: Digitalisierung ohne Zentralisierung. RealIdentity greift nicht in bestehende Systeme ein, sondern integriert sich nahtlos über Standardschnittstellen. Daten bleiben in ihrer ursprünglichen Systemumgebung. Mitarbeiter verwenden weiterhin vertraute Anwendungen, während Identitäts- und Gruppendaten automatisiert systemübergreifend verarbeitet werden. Das reduziert die Komplexität in Projekten und ermöglicht eine schnelle Umsetzung ohne Restrukturierung der IT-Landschaft.
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